Wenn der Gastraum leer bleibt – nicht wegen Gästen, sondern wegen Personal

Wenn der Gastraum leer bleibt – nicht wegen Gästen, sondern wegen Personal

Ein volles Wirtshaus, die Sonne scheint durch die Fenster, Gäste stoßen mit einem Glas Grüner Veltliner an – und trotzdem müssen mehrere Tische unbesetzt bleiben. Der Grund? Kein Personal, das servieren könnte. Dieses Bild ist längst keine Ausnahme mehr in Österreichs Gastronomie und Hotellerie.

Die nackten Zahlen hinter dem Gefühl

Die Branche spürt den Arbeitskräftemangel so stark wie kaum eine andere:

  • Laut Wirtschaftskammer Österreich sind über 80 % der Tourismusbetriebe betroffen.
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  • Eine EY-Studie zeigt: 87 % der Unternehmen kämpfen damit, passende Mitarbeiter zu finden
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  • Österreichweit sind rund 272.000 Stellen unbesetzt, viele davon in Hotels und Restaurants.
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  • Besonders deutlich wird es bei Köchen: 3.184 offene Stellen treffen auf nur 2.126 Arbeitssuchende (WIFO/Kurier).

Wenn Betriebe kleiner werden müssen

Die Folgen zeigen sich direkt im Alltag:

  • Zwei Drittel der Ferienhotels haben ihr Angebot bereits eingeschränkt.

  • Restaurants verkürzen Öffnungszeiten, Rezeptionen schließen früher, Speisekarten werden kleiner.

  • Manche Hotels reinigen Zimmer nur noch jeden zweiten Tag – nicht aus Sparsamkeit, sondern aus Personalmangel.

Was bedeutet das? Gäste, die eigentlich willkommen wären, können nicht mehr bewirtet werden. Und so bleibt Umsatz auf der Strecke.

Ein wachsender wirtschaftlicher Druck

Die Lücke kostet doppelt:

  1. Umsatzverluste, weil weniger Gäste bedient werden können.

  2. Steigende Kosten, weil Recruiting, höhere Löhne und Personalbindung immer mehr Geld verschlingen.

  3. Fluktuation, weil überlastete Mitarbeiter irgendwann selbst kündigen.

Für eine Branche, die stark von Tourismus lebt, sind das keine kleinen Wellen, sondern echte Sturmwarnungen.

Warum fehlen die Leute?

Die Gründe liegen auf der Hand:

  • Harte Arbeitszeiten, oft geringe Bezahlung und fehlende Work-Life-Balance schrecken viele ab (AK-Studien).

  • Die Pandemie hat tausende Beschäftigte in andere Branchen gespült – viele sind nicht zurückgekehrt.

  • Saisonspitzen, etwa in Tirol oder Salzburg, verschärfen den Druck zusätzlich.

Wege aus der Krise

Ganz ohne Lösungen geht es nicht. Diskutiert werden:

  • Bessere Arbeitsbedingungen: faire Löhne, planbare Arbeitszeiten, Wertschätzung.

  • Mehr Ausbildung: Lehrlinge fördern, Quereinsteiger gewinnen.

  • Internationale Fachkräfte: 2025 wurden z. B. 5.500 Saisonplätze zusätzlich geschaffen.

  • Digitalisierung, um Prozesse effizienter zu machen.

Fazit

Der Fachkräftemangel in Gastronomie und Hotellerie ist keine Schlagzeile, sondern tägliche Realität. Er kostet Umsatz, Qualität und Nerven – und gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit einer ganzen Branche.
Wenn Österreich auch in Zukunft Gäste aus aller Welt auf höchstem Niveau empfangen will, braucht es mehr als schöne Speisekarten: Es braucht die Menschen, die dahinterstehen